Teil eins unserer spontanen, ungeplanten Reise (eigentlich bin ich ja eher der Planer-Typ, aber es was einfach keine Zeit):
Nachdem wir gut am Flughafen in Ho Chi Minh gelandet waren, die erste Hürde: Das Visum. Darauf waren wir aber vorbereitet, dachten wir. Den "Letter of Approval" hatten wir uns schon Tage davor im Internet besorgt, nun mussten wir nur noch für das Visum zahlen. Am besten in US-Dollar hieß es im Internet. Gut, dann heben wir am Flughafen eben Geld ab, tauschen es um, fertig... oder?
Ganz so einfach war es dann doch nicht. In dem extra Bereich für die Beantragung des Visums gab es einen ATM (Geldautomat) --- der war kaputt. Nach ein bisschen Warten und Bangen wurde es Lena erlaubt kurz zu einem anderen ATM zu gehen und das Geld abzuheben. Da wir nun in Vietnamesischen Dong bezahlen mussten, haben wir einen extra fiesen Wechselkurs bekommen und mussten im Endeffekt 10€ mehr pro Person zahlen!! Das passiert uns auch nicht nochmal!
Von da an hatten wir dann aber nur noch Glück. Direkt danach hat uns ein Däne angesprochen ob wir uns ein Taxi teilen wollten. Er war schon öfter in Vietnam und hat uns auch dementsprechend schnell (und vor allem günstig!) ein Taxi organisiert. Im Hostel angekommen wurden wir etwas wortkarg "da hoch" geschickt, was sich als der 6. Stock - natürlich ohne Aufzug - erwies. Dafür war das Zimmer sehr ruhig, sauber und, das Highlight: Es hatte ein WARME Dusche! So richtig mit Duschkopf (nicht verkalkt), ein Traum! :) Und Klimaanlage. Das alles für 4€ pro Person. Schon nicht schlecht.
An sich hatten wir uns überlegt, dass wir gleich am nächsten Morgen weiter nach Kambodscha fahren wollten. Angesichts der Betten, der Dusche und der Tatsache dass wir um ca 1 Uhr nachts ankamen haben wir uns das dann doch anders überlegt. Nach einer guten Mütze Schlaf (soll heißen: Viel zu spät um noch einen frühen Bus zu bekommen) haben wir uns dann einen Nachtbus nach Siem Reap organisiert. Siem Reap ist in Kambodscha, dort wo auch die Tempel von Angkor sind. Die Busse dorthin fahren alle über die Hauptstadt Phnom Penh. Die Nachtbusse stehen auch erstmal 3 Stunden an der Grenze, denn diese macht erst um 7 Uhr auf. Aber dafür gibt es wohl richtige Betten zum schlafen im Bus! Auf diesen Bus warten wir gerade.
So hatten wir heute einen unverhofften Tag in Ho Chi Minh. Den haben wir vor allem im Kriegsmuseum verbracht, also direkt den harten Einstieg gewählt. Das Museum behandelt neben dem Kolonialkrieg mit Frankreich vor allem den Vietnamkrieg oder wie es hier heißt, den amerikanischen Aggressionskrieg. Ursprünglich einmal auf den Namen "Museum der amerikanischen und chinesischen Kriegsverbrechen" getauft, trägt es jetzt den etwas eigentümlich anmutenden Namen "Kriegsrelikte-Musem" (War Remnants Museum).
Auf drei Stockwerken und sehr gut organisiert wird einem die Geschichte Vietnams ab 1945 näher gebracht. Teilweise stark ideologisch eingefärbt ("Vietnamesische Patrioten" vs. "Amerikanische `Puppen`" - gemeint ist das Regime in Saigon) zeigt es dennoch sehr gut wie der Krieg sich auch heute noch auswirkt. Wobei man natürlich vergebens nach Berichten über Kriegsverbrechen seitens der Vietcong sucht.
Dafür gibt es sehr grausame Bilder von den amerikanischen Kriegsverbrechen. Von dem Massaker von My Lai (504 tote Zivilisten) über die unzähligen Bombenabwürfe bis zum massiven Einsatz von Agent Orange ist alles sehr genau dokumentiert. Besonders das dioxinhaltige Entlaubungsmittel Agent Orange hat bleibende Schäden an Land und Leuten hinterlassen. Von den unmittelbaren Auswirkungen auf die Natur (alles tot) einmal abgesehen, verändert Dioxin auch das menschliche Erbgut. Krebs, Missbildungen und schlimmste Behinderungen über Generationen hinweg sind die Folge. Die Bilder von "Agent Orange Kindern" werden mir wohl so bald nicht aus dem Kopf gehen...
Nur ein kleiner Hinweis am Rande: Eine der Firmen die Agent Orange maßgeblich vertrieben hat ist übrigens Monsanto. Die Firma wurde mit anderen Firmen zusammen von Kriegsveteranen verklagt und musste Schmerzensgeld zahlen--- natürlich nur an Amerikaner und Australier. Als sich Millionen Vietnamesen in einer Sammelklage zusammengetan haben, wurde diese vom U.S. Supreme Court abgewiesen.
Zum Schluss gab es im Museumshof noch eine Nachbildung eines vietnamesischen "Tigerkäfigs", eine Gefängnisart die von den Franzosen in ganz Indochina gebaut wurde. Wer den Film "Papillon" gesehen hat weiß wovon ich rede. In diesem Gefängnis sitzen die Gefangenen in Zellen die oben statt einer Decke Gitter haben. Oberhalb der Zellen laufen die Wärter entlang und können so jederzeit die gesamte Zelle einsehen (oder auch Sachen in die Zelle werfen). Nach dem Ende der Kolonialzeit wurden diese Gefängnisse vom vietnamesischen Staat übernommen und zu Folterlagern ausgebaut. Dann kam noch ein detaillierte Beschreibung der angewandten Foltermethoden inklusive Fotos... das hat uns dann den Rest gegeben.
Es ist schwer vorstellbar, dass das alles erst vor so kurzer Zeit passiert sein soll. Wir haben keinerlei Bezug zu Krieg und können uns garnicht vorstellen wie es gewesen sein muss in einem Land zu leben in dem jeder praktisch jederzeit gefangen genommen, gefoltert oder/und getötet werden kann.
Morgen reisen wir nach Kambodscha, ein Land welches noch in den 1970ern und der Schreckensherrschaft der Roten Khmer zu leiden hatte und noch heute mit den Folgen kämpft. Aber bevor wir uns dort auch in die Kriegsgeschichte stürzen, geht es erstmal nach Angkor um die Tempel der Orginal Khmer zu bewundern!
Jetzt noch ein paar Eindrücke aus dem Museum heute und der Stadt an sich.
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"Leichenzählung. Das U.S. Militär misst den Erfolg des Krieges so: `Wenn es tot ist, ist es ein ein Vietcong`" |
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Beschreibung des Massakers von My Lai.
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Kaum zu glauben wie so kleine Dinge solchen Schaden anrichten können. |
Die ganze Ausstellung wurde meiner Meinung nach zum Schluss etwas abgewertet durch ziemlich plumpe Miltärpropaganda für die heutigen vietnamesischen Streitkräfte...
Ansonsten ist Ho Chi Minh eine interessante und bunte Metropole und ich freue mich schon darauf wenn wir aus Kambodscha zurückkommen und hier noch einige Zeit verbringen werden!
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Das Fortbewegungsmittel #1: Mopeds! |
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Ein richtiger Park! Mitten in der Stadt! Da kann sich Bacolod noch ein Scheibe von abschneiden :) |