Donnerstag, 26. März 2015

Zurück nach Vietnam

So, jetzt hatten wir an sich viel zu viel Zeit in Kambodscha verbracht. Es war aber auch einfach zu schön! Bevor wir auf die Insel (ohne Internet übrigens, herrlich!) gefahren sind, hatten wir noch den Nachtbus nach Ho Chi Minh gebucht. Allerdings hatten wir an sich alle kein gutes Gefühl dabei in Kambodscha nachts im Bus unterwegs zu sein, davor wird überall gewarnt. Aber ich schreibe diesen Eintrag, wir sind also heil angekommen ;)
Wir hatten gedacht, dass wir noch einmal einen ähnlichen Bus wie auf der Strecke Ho Chi Minh - Siem Reap haben würden, unsere Vorfreude hielt sich also in Grenzen. Wie groß war dann die Freude als wir tatsächlich einen Bus mit einzelnen (Zweier-)Kabinen bekommen haben! Und man konnte sich sogar flach hinlegen! Wäre der Busfahrer nicht mit Bleifuß unterwegs gewesen, hätte ich direkt gut schlafen können!
Lena guckt aus ihrer Kabine. Sieht ein bisschen aus wie im Theater finde ich, Rote Vorhänge, Goldene Decken...
Wir waren dann auch in 4 Stunden (Hinfahrt: 8 Stunden) in Phnom Penh. Dort dann die Ernüchterung: Doch wieder in den alten Schrottbus umsteigen :(
Reiseregeln:
1.Es ist entweder zu heiß oder zu kalt.
2. Man findet keine bequeme Liegeposition
3. Sollte man eine bequeme Position finden, kommt ein Schlagloch das dich wieder umwirft.


Wie man sieht, sind nicht nur die Sitze, sondern auch der Gang extrem eng. Jedenfalls nicht für europäische Backpacker gemacht. Auf der anderen Gangseite neben mir lag eine Mutter mit ihrem Kind. Der Vater (ein Riese in Militäruniform) hatte keinen Platz zum liegen, also saß er seitwärts da; mit seinen Knien schon an meine Liege stoßend; Kopf geradeaus, genau auf mich blickend; Die ganze Nacht!! Ihr könnt euch ungefähr vorstellen wie gut ich geschlafen habe...

Und dann standen wir auch noch erstmal 3 Stunden einfach nur rum! Naja, morgens um 8 waren wir dann an der Grenze. Uns war gesagt worden wir wären morgens um 8 schon in Ho Chi Minh, aber da die Grenze erst gegen 7 Uhr aufmacht war uns schon klar dass das nicht stimmen kann.


Gegen mittag waren wir dann tatsächlich wieder in Ho Chi Minh und hatten erstmal gründlich die Nase voll vom reisen! Deswegen haben wir die letzten Tage dann entspannt verbracht.

Inselglück mit Sternchen

Jetzt ist einige Zeit vergangen seit meinem letzten Eintrag. Trotzdem möchte ich euch ein Highlight unserer Reise nicht vorenthalten:
Von Phnom Penh aus sind wir dann mit dem Bus (angeblich 4 Stunden, es waren dann gute 8) nach Sihanoukville im Süden Kambodschas gefahren. Sihanoukville selbst taugt leider nicht als Highlight, die kleine Stadt ist die schlimmste Backpacker-Hochburg die ich je gesehen habe! Unser Hostel war eine Katastrophe - was erwartet man auch für $2 pro Nacht. Der ganze Strand ist zugepflastert mit Bars die ziemlich nervige Animateure haben die versuchen die Gäste mit Rabatten, Freischnäpsen, Schlammcatchen und Beer-Pong anzulocken. Alles in allem: Nicht mein Fall.
Aber dann: Lena hat eine Freundin die gerade in Kambodscha ein Praktikum macht und zufällig gerade auf einer Insel vor Sihanoukville war. Am nächsten Tag sind wir also auf die Insel gefahren, haben uns in den weißen Sandstrand und das türkise Meer verliebt und sind für zwei Nächte geblieben :)

Die Insel ist wirklich ein Traum! Ruhig, tolles Meer, toller Strand, tolles Essen (mal wieder)... :)
Aber das Beste kommt noch: Wenn man nachts ins Wasser geht, kann man ein ganz besonderes Schauspiel beobachten, oder besser - Auslösen! Im Wasser gibt es sog. bioluminiszente Plankton, das heißt Leucht-Plankton! Sobald man sich im Wasser bewegt, sieht es aus als würden kleine Funken aufsteigen! Ich kann es gar nicht adäquat beschreiben, es ist wirklich magisch. Am besten geht es nach Mitternacht, dann ist es am dunkelsten. Und natürlich, je schneller man sich bewegt desto heller leuchtet man auch... war also ein guter Mitternachts-Sport ;)
Leider gibt es von diesem Schauspiel keine Fotos, aber Google kann da bestimmt weiterhelfen (Vorsicht, wenn man das eingibt kommen auch viele gruselige Fotos von Tiefseefischen!).

Allgemein habe ich nur sehr wenige Fotos auf der Insel gemacht, sondern einfach die Zeit dort genossen... aber ein paar gibt es natürlich trotzdem für Euch!



"Hinterland". Weg zur Westseite

Sonnenuntergang auf der Westseite der Insel



Mittwoch, 18. März 2015

3 Jahre, 8 Monate, 20 Tage...

So lange dauerte die Herrschaft der Roten Khmer (Khmer rouge) in Kambodscha. Lena und ich waren an einem Tag zuerst im Genozidmuseum in Phnom Penh und dann bei den sog. "killing fields" etwas außerhalb der Stadt. es hat ein bisschen gedauert bis ich diesen Blogeintrag geschrieben hatte und er ist auch sehr heftig geworden. Wenn ihr ihn lest werdet ihr vielleicht die Gemeinsamkeiten mit so vielen anderen Berichten aus ähnlichen Zeiten (u.a. der Nazizeit in Deutschland) bemerken. Die  Tatsache, dass so etwas immernoch passiert und wahrscheinlich immer wieder passieren wird ist schrecklich und regt zum Nachdenken an. Ich glaube das ist es auch was mich am meisten mitgenommen hat: Alles schonmal dagewesen. Die menschliche Grausamkeit, Dummheit und Ignoranz kennt keine Grenzen und das wird sich auch nicht ändern.

Ich habe kein einziges Foto an diesem Tag gemacht. Im Gegensatz dazu haben nämlich die Roten Khmer sehr penibel ihre Opfer fotographiert und diese Grausamkeiten nochmals abzulichten konnte ich einfach nicht. Das Genozidmuseum ist im ehemaligen Foltergefängnis "Tuol Sleng" untergebracht, davor war es eine Schule. Die Ausstellung dort besteht nun hauptsächlich aus Fotos. Von jedem neuen Gefangenen wurde bei der Aufnahme ins Gefängnis ein Foto gemacht. Von den gefolterten Leichnamen wurden dann auch wieder Fotos gemacht. Unser Bedarf an Grausamkeiten war nach dem ersten Gebäude (die ehemaligen Zellen) bereits gedeckt... dann kamen noch drei weitere Gebäude.
Anstelle von Fotos nun also ein paar geschichtliche Fakten: Ab Anfang der 70er Jahre wurde der Vietnamkrieg sukzessive auf die Nachbarländer ausgeweitet. Genauer gesagt, die USA haben Kambodscha mit reingezogen weil einige Vietcong über die Grenze geflohen waren. Innerhalb von wenige Jahren starben ca 200 000 kambodschanische Zivilisten im Bombenhagel der USA. Das Resultat war ein massiver Zulauf für die kommunistischen Roten Khmer die gegen General Lon Nol und dessen Regierung kämpften. Lon Nol war im Jahr 1970 durch einen von den USA unterstützten Putsch an die Macht gekommen.
Am 17. April 1975 wurde die Hauptstadt Phnom Penh von den Roten Khmer unter der Führung Pol Pots eingenommen. Zunächst wurden sie als Befreier gefeiert. Die Stimmung kippte jedoch schnell, als die Roten Khmer bereits Stunden nach der Eroberung damit begannen die Stadt zu evakuieren. Per Zwang und buchstäblich über Nacht sollte aus Kambodscha ein reiner Bauernstaat werden. Die Roten Khmer schlossen sämtliche Universitäten, Schulen, Tempel und Krankenhäuser. "Intellektuelle", also alle Menschen mit höherer Schulbildung (aber auch Menschen die z.B. eine Brille trugen oder eine Fremdsprache konnten) galten als "Ungeziefer" und "neue Menschen" die es auszurotten galt. Die Bewohner aller größeren Städte wurden gezwungen ihr gesamtes Hab und Gut zurückzulassen um aufs Land zu ziehen und dort zu arbeiten. Die Arbeit dort (hauptsächlich Reisanbau für den Export) war hart und es gab zu wenig zu essen. Da es keine Ärzte mehr geben sollte, ist das ohnehin schlechte Gesundheitssystem komplett zusammengebrochen. Viele der Toten dieser Zeit waren auf Hunger und dadurch ausgelöste Krankheiten zurückzuführen.

Was sich allerdings in Toul Sleng und auf den Killing Fields abgespielt hat, lässt sich kaum beschreiben. Ich möchte etwas ausholen: Die Roten Khmer bestanden offiziell aus gleichberechtigten "Brüdern". Wie bei anderen Beispielen aus der Geschichte gab es auch bei ihnen allerdings einen "Bruder Nummer 1", Pol Pot. Er, der eigentlich Saloth Sar hieß und später alle studierten Menschen hinrichten ließ, studierte in Paris Radioelektronik und wurde Lehrer. Überhaupt bestand die erste Reihe der Roten Khmer durchgehend aus Menschen die in Frankreich studiert hatten und sich dort im Dunstkreis der französischen kommunistischen Partei aufgehalten hatten. Pol Pot selbst war ziemlich paranoid, das hat sich auch auf den Rest der Partei übertragen. Um nach Spionen und anderen Feinden zu suchen, verließ man sich nicht nur auf Spitzel. Gefangene "Verräter" wurden systematisch gefoltert bis sie andere Personen denunzierten. Das größte und berüchtigste Foltergefängnis war Tuol Sleng in Phnom Penh. Hierher kamen hochrangige Mitglieder der Partei oder des Militärs die in Ungnade gefallen waren. Von den über 20 000 Menschen die an diesem Ort landeten, konnten nach dem Ende der Roten Khmer 7 lebendig befreit werden, darunter 5 Kinder.

Die einzelnen Foltermethoden sind im Gefängnis genau beschrieben. Was das Ganze so eindrücklich macht ist die Tatsache, dass es alles genau in den Räumen stattgefunden hat in denen man sich gerade befindet. Und das vor nicht sehr langer Zeit. Und natürlich die Fotos. Immer wieder Stellwände voller Fotos von verstümmelten Leichen. Der Sinn dahinter ist Abschreckung, nichts soll verheimlicht werden wie es während der Zeit der Roten Khmer passierte. Die ganze Welt hat damals zugeschaut, unwissend, das Regime unterstützend (gegen USA zu sein war damal "in" in Europa). Vor allem Schweden hat dabei eine unrühmliche Rolle gespielt. Als eine der wenigen Nationen die Abgesandte in das abgeschottete Kambodscha senden durfte, hatte Schweden die einmalige Möglichkeit einen Einblick in das Land zu bekommen. Die Delegierten jedoch, allesamt begeisterte Kommunisten und Verehrer Maos (der das gleiche ja in China probiert hatte), haben versagt. Auf ganzer Linie. Sie haben einfach die Show die ihnen die Partei vorspielte geschluckt und fanden sogar noch verständnisvolle Worte dafür, dass ein paar Tote schon gerechtfertigt seien um das Große Ganze zu vollbringen. Nur ein Mitglied der damaligen Delegation hat sich bisher öffentlich entschuldigt.


Nach dem Museum ging es direkt weiter zu den Killing Fields außerhalb der Stadt. Wie der Name schon sagt wurden hier die zum Tode "verurteilten" (einen richtigen Prozess gab es nicht) hingebracht nachdem der Hof von Toul Sleng für die Leichen nicht mehr ausreichte. Das Killing Field "Choeung Ek" ist nun eine Gedenkstätte für die Opfer der Roten Khmer. Man bekommt einen Audio-Guide (auf deutsch) der sehr eindrücklich die Geschichte dieses Ortes wiedergibt. Choeung Ek liegt ca 45 Minuten außerhalb der Stadt. Die Gefangenen wurden in geschlossenen Lastwagen dorthin gebracht. Man hatte ihnen erzählt sie würden freigelassen werden damit sie ruhig blieben. Einmal angekommen, wurden sie jedoch sofort zu vorher ausgehobenen Gruben geführt. Sie mussten sich vor den Gruben niederknien, dann wurden sie mit Knüppeln, Stöcken, Macheten und was gerade zur Hand war ermordet. Kugeln wären zu teuer gewesen. Um den Gestank zu überdecken und auch um etwaige Überlebende zu töten wurde dann das Insektizid "DDT" über die Körper gesprüht. Dann wurden die Gruben zugeschüttet. Das alles geschah immer nachts, bei Scheinwerferlicht. Und bei lauter Musik, um die Schreie zu übertönen. Als man die Gruben nach dem Ende des Regimes fand, fand man auch Frauen, Kinder und Babies unter den Toten. Nach dem Motto der Roten Khmer "Wenn du Gras jäten willst musst du die Wurzel rausziehen", wurde jeweils die gesamte Familie eines "Verräters" getötet. Die Babies wurden dazu mit dem Kopf gegen einen Baum geschlagen bis sie tot waren. Auch von dem Baum hätte ich ein Foto machen können. Habe ich aber nicht.

Es gibt ungefähr 20000 solcher killing fields in Kambodscha. Man schätzt, dass eine gute Million Menschen dort umgebracht wurden. Zusammen mit den anderen Toten sind schätzungsweise 1,7 bis 2,5 Millionen Kambodschaner dem Regime der Roten Khmer zum Opfer gefallen. Das ist fast ein Viertel der Gesamtbevölkerung.

Es gibt natürlich noch viel mehr über diese knapp vier Jahre Kambodschas zu berichten. Ich habe vor mich etwas über das Thema zu informieren und dann auch mal ein Bücher- und Artikelliste online zu stellen.

Mittwoch, 11. März 2015

Kambodscha I: Einmal Tempel und zurück

Wie angekündigt sind wir von Ho Chi Minh City (Vietnam) in einem Rutsch nach Siem Reap (Norden Kambodschas) durchgereist. Offiziell hat das Ganze 14 Stunden gedauert... in echt waren es dann gut 20 Stunden! Im Detail: Um Mitternacht gings los, in einem Schlafbus. In unseren Träumen gab es in diesem Bus für jeden ein großes Bett mit Laken, eine Toilette und regelmäßige Stopps zum Essen fassen. Die Realität: Zwei Personen pro "Bett", eng, keine Laken, nix mit ausstrecken, Bettwanzen (behaupte ich zumindest), nicht mal flach liegen, keine Toilette, Stopps zwei Mal in 12 Stunden. Also relativ ätzend. Unsere Pässe und das Geld für das Visum in Kambodscha mussten wir direkt am Anfang abgeben, auch kein gutes Gefühl.
An der Grenze nach Kambodscha standen wir dann erstmal 3 Stunden bis die Grenze um 7 Uhr geöffnet hat. Dann haben wir den Exit-Stempel für Vietnam bekommen, wurden im Bus 200 Meter weiter gefahren und mussten dann noch unsere Fingerabdrücke abgeben um nach Kambodscha zu dürfen. Ein Foto wurde auch gemacht, das habe ich glücklicherweise nie zu Gesicht bekommen... sah bestimmt sehr vorteilhaft aus nach einer halbwegs schlaflosen Nacht mit zig Stichen im Gesicht ;)

Aber dann ging der Spaß erst richtig los! Die Straßen in Vietnam sind richtig schön breit, asphaltiert, richtige Straßen eben. In Kambodscha ist das schon ein wenig anders. Die Straße nach Phnom Penh ging noch. Da kamen wir dann mittags an und mussten erstmal raus aus dem Bus. Uns war gesagt worden dass wir nicht den Bus wechseln müssen, aber als ich das dem Fahrer gesagt habe, hat er nur "out" gerufen und meinen Rucksack mit Schwung die Treppe runtergworfen... das war eindeutig. Nach einer guten Stunde Pause ging es weiter, dieses Mal in einem normalen Bus. Sonderlich neu oder bequem war der allerdings auch nicht. Die laute Musik aus den Lautsprechern (ca 8 Stunden lang) hat auch nicht gerade geholfen. Aber das "Beste" war die Straße. Es gab schon eine asphaltierte Straße... auf die haben aber keine zwei Autos gepasst. Als Resultat musste der Bus andauernd die Straße runterrumpeln, ein Stück auf dem Sandboden daneben fahren und dann wieder hochrumpeln. Das hatte der arme Bus wohl schon eine Weile lang so gemacht, die Federung war jedenfalls im Eimer. Aber auch diese Fahrt kam irgendwann zu einem Ende und unser Hostel in Siem Reap hat sich als echter Glücksfall erwiesen!
Den ersten Tag dort haben wir mit Essen (sooo gutes Essen!!) verbracht... und ein bisschen shoppen waren wir auch, man muss sich ja der Backpacker-Mode anpassen ;)
Am zweiten Tag waren wir dann fit genug um die Tempel Tour anzugehen. Frei nach dem Motto "Wenn schon denn schon" haben wir die große Tour mit Sonnenaufgang UND Sonnenuntergang gebucht. Das heißt wir hatten den ganzen Tag ein privates Tuk-Tuk!
Aber jetzt habe ich Euch genug auf die Folter gespannt, hier die Fotos:

Das ist der Mond übrigens





... Und das war nur die erste Station Pre Rup. Wir sind in den Park reingefahren und alle sind nach links nach Angkor Wat abgebogen. Wir nach rechts. Das heißt wir waren wirklich komplett alleine zum Sonnenaufgang! Rundherum Urwald, ein paar Trommeln im Hintergrund, die Stimmung war perfekt.
Dann weiter zu East Mebon:




Dann Ta Som:




Neak Poan:



Preah Khan:





Und natürlich Angkor Thom und Angkor Wat:
Die Elefantenterasse


Da gings hoch!


 
In der Mittagshitze hoch auf den Tempel: Erstmal Schweiß abwischen und dann...


Stehender Buddha---

Sitzender Buddha...

Stehender Buddha...



Vor Angkor Wat




So das wars erstmal. Die Tempel waren ein unvergesslichen Erlebnis! Es ist fast unvorstellbar wie diese Tempel vor Hunderten von Jahren bewohnt und genutzt wurden...und angesichts der Liter an Schweiß die wir an diesem Tag vergossen haben noch unvorstellbarer wie diese Tempel gebaut wurden!

Samstag, 7. März 2015

Vietnam I - Ankunft in Ho Chi Minh City

Teil eins unserer spontanen, ungeplanten Reise (eigentlich bin ich ja eher der Planer-Typ, aber es was einfach keine Zeit):

 Nachdem wir gut am Flughafen in Ho Chi Minh gelandet waren, die erste Hürde: Das Visum. Darauf waren wir aber vorbereitet, dachten wir. Den "Letter of Approval" hatten wir uns schon Tage davor im Internet besorgt, nun mussten wir nur noch für das Visum zahlen. Am besten in US-Dollar hieß es im Internet. Gut, dann heben wir am Flughafen eben Geld ab, tauschen es um, fertig... oder?
Ganz so einfach war es dann doch nicht. In dem extra Bereich für die Beantragung des Visums gab es einen ATM (Geldautomat) --- der war kaputt. Nach ein bisschen Warten und Bangen wurde es Lena erlaubt kurz zu einem anderen ATM zu gehen und das Geld abzuheben. Da wir nun in Vietnamesischen Dong bezahlen mussten, haben wir einen extra fiesen Wechselkurs bekommen und mussten im Endeffekt 10€ mehr pro Person zahlen!! Das passiert uns auch nicht nochmal!

Von da an hatten wir dann aber nur noch Glück. Direkt danach hat uns ein Däne angesprochen ob wir uns ein Taxi teilen wollten. Er war schon öfter in Vietnam und hat uns auch dementsprechend schnell (und vor allem günstig!) ein Taxi organisiert. Im Hostel angekommen wurden wir etwas wortkarg "da hoch" geschickt, was sich als der 6. Stock  - natürlich ohne Aufzug - erwies. Dafür war das Zimmer sehr ruhig, sauber und, das Highlight: Es hatte ein WARME Dusche! So richtig mit Duschkopf (nicht verkalkt), ein Traum! :) Und Klimaanlage. Das alles für 4€ pro Person. Schon nicht schlecht.

An sich hatten wir uns überlegt, dass wir gleich am nächsten Morgen weiter nach Kambodscha fahren wollten. Angesichts der Betten, der Dusche und der Tatsache dass wir um ca 1 Uhr nachts ankamen haben wir uns das dann doch anders überlegt. Nach einer guten Mütze Schlaf (soll heißen: Viel zu spät um noch einen frühen Bus zu bekommen) haben wir uns dann einen Nachtbus nach Siem Reap organisiert. Siem Reap ist in Kambodscha, dort wo auch die Tempel von Angkor sind. Die Busse dorthin fahren alle über die Hauptstadt Phnom Penh. Die Nachtbusse stehen auch erstmal 3 Stunden an der Grenze, denn diese macht erst um 7 Uhr auf. Aber dafür gibt es wohl richtige Betten zum schlafen im Bus! Auf diesen Bus warten wir gerade.

So hatten wir heute einen unverhofften Tag in Ho Chi Minh. Den haben wir vor allem im Kriegsmuseum verbracht, also direkt den harten Einstieg gewählt. Das Museum behandelt neben dem Kolonialkrieg mit Frankreich vor allem den Vietnamkrieg oder wie es hier heißt, den amerikanischen Aggressionskrieg. Ursprünglich einmal auf den Namen "Museum der amerikanischen und chinesischen Kriegsverbrechen" getauft, trägt es jetzt den etwas eigentümlich anmutenden Namen "Kriegsrelikte-Musem" (War Remnants Museum).
Auf drei Stockwerken und sehr gut organisiert wird einem die Geschichte Vietnams ab 1945 näher gebracht. Teilweise stark ideologisch eingefärbt ("Vietnamesische Patrioten" vs. "Amerikanische `Puppen`" - gemeint ist das Regime in Saigon) zeigt es dennoch sehr gut wie der Krieg sich auch heute noch auswirkt. Wobei man natürlich vergebens nach Berichten über Kriegsverbrechen seitens der Vietcong sucht.

Dafür gibt es sehr grausame Bilder von den amerikanischen Kriegsverbrechen. Von dem Massaker von My Lai (504 tote Zivilisten) über die unzähligen Bombenabwürfe bis zum massiven Einsatz von Agent Orange ist alles sehr genau dokumentiert. Besonders das dioxinhaltige Entlaubungsmittel Agent Orange hat bleibende Schäden an Land und Leuten hinterlassen. Von den unmittelbaren Auswirkungen auf die Natur (alles tot) einmal abgesehen, verändert Dioxin auch das menschliche Erbgut. Krebs, Missbildungen und schlimmste Behinderungen über Generationen hinweg sind die Folge. Die Bilder von "Agent Orange Kindern" werden mir wohl so bald nicht aus dem Kopf gehen...
Nur ein kleiner Hinweis am Rande: Eine der Firmen die Agent Orange maßgeblich vertrieben hat ist übrigens Monsanto. Die Firma wurde mit anderen Firmen zusammen von Kriegsveteranen verklagt und musste Schmerzensgeld zahlen--- natürlich nur an Amerikaner und Australier. Als sich Millionen Vietnamesen in einer Sammelklage zusammengetan haben, wurde diese vom U.S. Supreme Court abgewiesen.

Zum Schluss gab es im Museumshof noch eine Nachbildung eines vietnamesischen "Tigerkäfigs", eine Gefängnisart die von den Franzosen in ganz Indochina gebaut wurde. Wer den Film "Papillon" gesehen hat weiß wovon ich rede. In diesem Gefängnis sitzen die Gefangenen in Zellen die oben statt einer Decke Gitter haben. Oberhalb der Zellen laufen die Wärter entlang und können so jederzeit die gesamte Zelle einsehen (oder auch Sachen in die Zelle werfen). Nach dem Ende der Kolonialzeit wurden diese Gefängnisse vom vietnamesischen Staat übernommen und zu Folterlagern ausgebaut. Dann kam noch ein detaillierte Beschreibung der angewandten Foltermethoden inklusive Fotos... das hat uns dann den Rest gegeben.

Es ist schwer vorstellbar, dass das alles erst vor so kurzer Zeit passiert sein soll. Wir haben keinerlei Bezug zu Krieg und können uns garnicht vorstellen wie es gewesen sein muss in einem Land zu leben in dem jeder praktisch jederzeit gefangen genommen, gefoltert oder/und getötet werden kann.
Morgen reisen wir nach Kambodscha, ein Land welches noch in den 1970ern und der Schreckensherrschaft der Roten Khmer zu leiden hatte und noch heute mit den Folgen kämpft. Aber bevor wir uns dort auch in die Kriegsgeschichte stürzen, geht es erstmal nach Angkor um die Tempel der Orginal Khmer zu bewundern!

Jetzt noch ein paar Eindrücke aus dem Museum heute und der Stadt an sich.


"Leichenzählung. Das U.S. Militär misst den Erfolg des Krieges so: `Wenn es tot ist, ist es ein ein Vietcong`"

Beschreibung des Massakers von My Lai.




Kaum zu glauben wie so kleine Dinge solchen Schaden anrichten können.

 Die ganze Ausstellung wurde meiner Meinung nach zum Schluss etwas abgewertet durch ziemlich plumpe Miltärpropaganda für die heutigen vietnamesischen Streitkräfte...





Ansonsten ist Ho Chi Minh eine interessante und bunte Metropole und ich freue mich schon darauf wenn wir aus Kambodscha zurückkommen und hier noch einige Zeit verbringen werden!
Das Fortbewegungsmittel #1: Mopeds!
Ein richtiger Park! Mitten in der Stadt! Da kann sich Bacolod noch ein Scheibe von abschneiden :)